LesArt 2012: Der Mann, der (fast) mit den Wölfen tanzt

Der Schweizer Autor Werner J. Egli zu Gast an der Berufsschule Schwabach

Werner J. Egli ist ein Arbeitstier: Seit über dreißig Jahren veröffentlicht  der schon vielfach ausgezeichnete Autor jährlich ein bis zwei Bücher, die sich hauptsächlich an einen jugendlichen Leserkreis richten, aber durchaus auch bei Erwachsenen empfehlenswerte Perspektiven eröffnen.
Eines seiner neuesten Bücher („Der erste Schuss“) kommt mit einem harten Thema daher: Der aktuelle, auf das brutalste geführte  Drogenkrieg an der Mexikanischen Grenze zu den USA. Rafa und Lalo, die Protagonisten seines Buches, sind nur wenig jünger als die Großhändler, die an diesem Nachmittag in der Aula der Berufsschule den Worten des Schweizer Erzählers lauschen.  Beide haben frühzeitig und tragisch ihre Eltern verloren. Nun beschließt der eine, als „sicario“, als skrupelloser Auftragsmörder  zu dem zu kommen, wovon hier alle träumen: Schnelles Geld und Reichtum.
Werner Egli ist ein geborener Erzähler: Mühelos und fesselnd kann er von  Erinnerungen an seine abenteuerliche Jugend berichten , die ihn schon in jungen Jahren mit seiner damaligen Freundin „Paula“ („Sie war hübsch und intelligent“) in die USA führte.  Mit einem abgewrackten, mühsam reparierten alten VW-Bus durchquerten die Beiden  gemeinsam die USA, Kanada und Mittelamerika: Das Reisebudget: 450 Dollar. 2 ½ Jahre sind sie „on the road“, bis sie irgendwann in den Rocky Mountains die Begegnung mit einem Wolf bei dichtestem Schneegestöber haben. Von da an ist alles anders. Auf welche haarsträubende und zugleich umwerfend witzige Art die Zwei diesen Wolf fortan zu Ihrem langjährigen Haustier und Begleiter machen, lässt sich in seinem Bestseller-Roman und literarischem Road-Movie  „Heul doch den Mond an“ noch heute nachlesen.  
Werner Egli ist ein Weltreisender:  Noch heute pendelt er zwischen seiner Geburtsstadt Luzern, wo er zeitweilig lebt und seiner Wahlheimat Arizona. Man braucht schon ein großes Herz und viel Humor, um so wie er zu schildern, wie ein von Drogen umnebelter Nachbar sein Haus in den USA  anzündet und er auf dem Computer mittels Skype verfolgen kann, wie das Haus gerade bis auf die Grundmauern abbrennt.  
Schreiben sei ein einsames Geschäft, erklärt er seinen Zuhörern am Ende der Lesung. Umso wichtiger sei es deshalb für ihn, auf Lesereisen den Kontakt zu seinen Zuhörern zu gewinnen. Und vielleicht hat der eine oder andere Zuhörer an diesem Nachmittag Lust bekommen, noch mehr über Lalo, Rafa,  Paula oder den Wolf Dusty zu erfahren.
Peter Löw
Lesetipp:
Werner J. Egli: Der erste Schuss; Verlag Carl Ueberreuter;  12,95 €
Werner J. Egli: Heul doch den Mond an; Kyrene Literaturverlag; 19,90 €